Ausstellung 2008 – Pekol

„Das Unternehmen Theo Pekol – von Sillenstede in die große Welt“

An das Lebenswerk des Busunternehmers Theodor Pekol erinnerte die Ausstellung des Chronikkreises am 1. Mai 2008 in Sillenstede.

Theodor Pekol lebte von 1888 bis 1958 und war sowohl als Busunternehmer als auch als Konstrukteur von Bussen tätig.

Bekannt ist Theodor Pekol durch sein Busunternehmen mit Standorten in Jever und in Oldenburg geworden. In Sillenstede hat Pekol seine ersten Busse entworfen und gebaut.

Bericht von Martin Noormann
Sillenstede/Jever: Vor nunmehr 50 Jahren, am 1. Mai 1958, verstarb plötzlich und unerwartet der Busunternehmer, Kaufmann und Gastwirt Theodor Pekol. Er war ein Pionier auf dem Gebiet des öffentlichen Nahverkehrs gewesen und hat sich mit seinen Unternehmen in Jever und Oldenburg einen Namen gemacht. Den Anfang machte er jedoch in Sillenstede. Hier fand er ein gutes Umfeld für die Realisierung seiner zukunftsweisenden Ideen und Pläne.

Theodor Anton Diedrich Pekol, kurz nur „Theo“ gerufen, wurde am 22. Juni 1888 in Horumersiel geboren. Sein Vater war dort als Schuhmachermeister tätig. Bereits der Großvater hatte diesen Meistertitel. Weitere Mitglieder der weitverzweigten Familie Pekol waren vorwiegend im nördlichen Jeverland als Handwerksmeister tätig. Theo Pekol trat nicht in die beruflichen Fußstapfen seiner Vorfahren. Er erlernte den Beruf des Kaufmanns und war nach der Lehrzeit in Jever und Rüstringen tätig.

Sillenstede
Nach Sillenstede kam Theo Pekol am 1. Mai 1914 und übernahm mit seiner Ehefrau Anna, die aus Bockhorn stammte, von Johann Hespen Erben das Geschäftshaus mit der Gaststätte an der Einmündung der Sögestraße in die Jeversche Landstraße. Das Gasthaus führte früher den Namen „Zum braunen Roß“ und ist einer der älteren Betriebe in Sillenstede. Die Geschichte des Traditionshauses reicht bis in das Jahr 1740 zurück, hat Heimatforscher Georg Janßen 1928 festgestellt. Janßen notierte dazu seinerzeit „Vermöge Kammerprotokolls vom 20. Dez. 1740 hat Gerd Nannen eine neue Kruggerechtigkeit auf seinem Hause, so auf Popke Hohlen Grund steht und acht Gemeindetaler Heuer geben soll, im Sillensteder Looge angenommen und auf Michaeli 1750 zum ersten Male 2 Reichstaler und 6 Schwaren bezahlt.“ Es folgt eine lange Liste der Nachbesitzer bis Johann Hespen und dessen Schwiegersohn Heinrich Bunge, der dann an Pekol verkaufte. Hier im „braunen Roß“ begann dann die Geschichte des Unternehmens von Theodor Pekol.

Für 18 Jahre, bis zum 1. Februar 1932 wurde der Ort Sillenstede dann zur Heimat des jungen Ehepaares Theo und Anna Pekol. Ihre vier Kinder (zwei Jungen und zwei Mädchen) wurden in dieser Zeit geboren. Der Anfang war sehr schwierig. Zunächst verhinderte jedoch der erste Weltkrieg besondere Aktivitäten, Theo Pekol wurde zum Militärdienst eingezogen und die junge Frau musste den Betrieb allein führen. Erst am 29. November 1918 meldete sich Pekol beim damaligen Gemeindevorsteher August Antons „vom Heeresdienst zurück“, wie dieser säuberlich in seinen Akten notiert hat. Seine Frau Anna hatte die Betriebe bis zu diesem Zeitpunkt gut geführt und machte das auch weiterhin, während sich Theo Pekol neuen Aktivitäten widmete. Vor dem Gasthaus wurde eine Tankstelle eingerichtet.

Neue Anregungen durch den Kriegsdienst
Als Soldat hatte es Theo Pekol in einer motorisierten Einheit bis zum Unteroffizier gebracht. Fasziniert war er von der Kraftfahrzeugtechnik und sammelte wertvolle Erfahrungen auf diesem noch relativ jungen Fachgebiet. Das Interesse an diesem Gebiet blieb auch nach der Rückkehr nach Sillenstede und Pekol gründete hier im Jahre 1919 ein Mietwagenunternehmen, verkaufte Autos, Fahrräder und Motorräder. Gleichzeitig vermehrte er seine Kenntnisse und Fähigkeit im Bereich Fahrzeugbau. Besonders interessierte ihn der Bau von Omnibussen. So entwickelte sich ab 1925 aus seinem Mietwagenunternehmen ein Omnibusbetrieb und der Bau eines Fahrzeuges nach eigenen Plänen stand dann im folgenden Jahr auf dem Programm. Hierfür fand Theodor Pekol in Sillenstede ein sehr gutes Umfeld.

Seine Nachbarn auf der anderen Straßenseite und daneben an der Mühlenstraße waren die Familien Graalmann, ihres Zeichens Schmiedemeister und Stellmacher, die ihr handwerkliches Können gerne zur Verfügung stellten. Dabei konnte man in der Schmiede von Graalmann gewissermaßen auch auf Tradition verweisen. Schon die Vorbesitzer Popken hatten sich seit fast 70 Jahren, nachweislich spätestens ab 1876, mit „Wagenbau“ beschäftigt, allerdings in dieser Zeit von Pferden gezogen. Es handelte sich dabei nicht nur um Fahrzeuge für den Gütertransport, sondern auch um Fahrzeuge für den Personenverkehr. So stand man den Ansinnen von Theodor Pekol und weiterer Interessenten recht aufgeschlossen gegenüber und beschäftigte sich fortan mit dem Bau von Kraftfahrzeugen. Neben Personenwagen entstanden die ersten Busse für das junge Unternehmen Pekol. Über ihre Zahl und die Details gibt es leider keine Aufzeichnungen mehr.

Den ersten Linienverkehr des Unternehmens Pekol gab es dann im Jahre 1927 und zwar ab Mai im Bereich Friedeburg – Wittmund – Carolinensiel und ab Dezember im Jeverland gleich mehrere Linien. Sie reichten nach Horumersiel, nach Nebenkrug und über Schortens nach Reepsholt. Das Verkehrsmonopol lag bei der Post, damals noch Reichspost, und so blieben Probleme nicht aus. Für eine bessere Position im einsetzenden Wettbewerb mit Post und Bahn ging Pekol trotz der Rivalitäten und der anfänglichen Differenzen eine Zusammenarbeit mit dem Omnibusunternehmer Hannes Mewes ein, der im Raum Hooksiel aktiv war. Zwei Kraftverkehrsvereine bildeten sich, etwa Mitte 1927 der Kraftverkehrsverein Hooksiel und im Herbst 1927 der Kraftverkehrsverein Jever, die sich dann 1928 zum „Kraftverkehrsverein Jeverland“ mit Sitz in Jever zusammenschlossen. Die Kraftverkehrsvereine waren die offiziellen Träger der Verkehrslinien, die nur von Mitgliedern genutzt werden durften. Doch diese Mitgliedschaft wurde für einen geringen Jahresbeitrag erworben. Dann konnten Pekol- und Mewes-Busse benutzt werden, in denen der Fahrpreis etwa die Hälfte des Preises der Reichspost betrug.

Betriebssitz wurde nach Jever verlegt
Durch ihre zentrale Lage und dem Bevölkerungsschwerpunkt wurde die Stadt Jever bis zum Jahre 1930 immer mehr zur „Drehscheibe“ des Personenverkehrs. Theodor Pekol trug dem Rechnung, in dem er trotz der verschlechterten wirtschaftlichen Lage den Firmensitz im diesem Jahr nach Jever verlegte. In der Mühlenstraße übernahm er die Gaststätte „Zum roten Löwen“. Hinter dem Gasthaus entstanden Garagen- und Werkstattgebäude, die bis November 1931 fertiggestellt und über den Grashausweg erschlossen waren. Zu Beginn des nächsten Jahres verlegte die Familie Pekol ihren Wohnsitz von Sillenstede nach Jever und Anna Köhler wechselte als Wirtin von der Gaststätte „Braunes Roß“ zum „Roten Löwen“, wo sie gleichfalls erfolgreich war und dazu noch eine öffentliche Tankstelle errichtete. Der gesamte Betrieb in Sillenstede mit Gaststätte, Einzelhandel und Brennstoff ging an die Familie Ohmstede, die das Traditionshaus heute in zweiter Generation führt.

Theodor Pekol selbst hielt es nicht lange in Jever. Im Januar 1933 übernahm er auf Wunsch der Stadt Oldenburg dort die Nahverkehrsversorgung und vom bisherigen Betreiber die Fahrzeuge und Betriebseinrichtungen. Die neue Aufgabe erforderte viel Einsatz und neue Ideen. Und Ideen hatte der agile Pionier aus dem Jeverland. Das vergrößerte Unternehmen bot die Möglichkeit für umfangreiche Planungen und auch Versuche zur Verbesserung der Fahrzeuge. Dabei gab es eine ganze Reihe von Ergebnissen, welche die Fachwelt aufhorchen ließen. Vom ersten Fahrzeug mit dem Motor im Heck bis zum ersten Bus, der mehr als sein Eigengewicht tragen konnte, reichte die weite Palette der Erneuerungen.

Trolleybusse
Auf der Suche nach neuen Wegen beschäftigte sich Theo Pekol ab 1935 auch mit dem System der mit Oberleitungen elektrisch angetriebenen Busse. Die Trolleybusse entstanden nach seinen Plänen für mehrere Städte. In Oldenburg wurde das Netz der Oberleitungen gebaut und im September 1936 rollte der erste „Trolli“, wie diese Busse inzwischen genannt wurden, durch Oldenburg. Dieses hatte auch positive Rückwirkung ins Jeverland. Vorarbeiten gab es in Jever bereits ab 1937, doch die Verwirklichung dauerte bis zum Februar 1944. Die Linie für Oberleitungsbusse von Jever nach Wilhelmshaven in Betrieb genommen. Sie war mit über 18 Kilometern die längste zu dieser Zeit überhaupt. Von Jever bis Heidmühle nutzte der Trolli die neue in der Zwischenzeit gebaute „Reichsstraße“ (heute Bundesstraße 210), dann ging es auf der gewohnten Linie nach Wilhelmshaven weiter. Hier wurde im Stundentakt gefahren. So wurde die Linie zur wichtigsten Verbindung für den Berufsverkehr.

Viele Jahre bestimmten die Oberleitungen das Straßenbild zwischen den Städten Jever und Wilhelmshaven mit ihren Anbindungen an die Transformatorenhäuschen in Jever, Heidmühle und Langewerth. Nach dem Kriege gab es Erweiterungspläne, sie wurden aber nicht realisiert.

Ende des Trollis und des Unternehmens
Bereits im Jahre 1946 hatte die Militärregierung eine Erweiterung des Fahrplans genehmigt. Es wurde nach Wilhelmshaven im Halbstundentakt gefahren. Eine weitere Belebung gab es nach der Währungsreform. Neue Buslinien erschlossen das gesamte Jeverland und der Berufsverkehr zu den wachsenden Olympia-Werken in Roffhausen war zu bewältigen. Dabei ging die technische Entwicklung weiter. Es gab Busse für 85 Fahrgäste statt der bisher üblichen Fahrzeuge für höchstens 50 Gäste. Dagegen waren die Oberleitungsbusse nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben und ihr Ende kam. Am 10. September 1954 wurde der Obus-Betrieb auf der Linie von Jever nach Wilhelmshaven eingestellt. Es folgte der Rückbau des Leitungsnetzes und der Anlagen bis zum September des Folgejahres. Pekol entwickelte immer neue und bessere Busse und dieses jetzt nicht nur für den Liniendienst sondern auch für den Ausflugs- und Reiseverkehr, der zunehmend an Bedeutung gewann.

Ein einschneidender Einschnitt war der Tod von Theodor Pekol kurz vor seinem 70. Geburtstag am 1. Mai 1958. Die Töchter führten den Betrieb zunächst fort, männliche Erben gab es nicht, beide Söhne waren im Krieg geblieben. Anna Pekol, die großen Anteil am Betrieb hatte, starb am 11. Januar 1963. Im Jahre 1972 wurde der Betrieb in Jever aufgelöst, die Linien gingen an die Deutsche Bundesbahn. Der Betrieb in Oldenburg ging 1985 an neue Besitzer über.

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Geschäftshaus, Gastwirtschaft, Tankstelle und Laden von Theodor Pekol in Sillenstede. Ab 1914 betrieb er zunächst in Sillenstede, das heute zur Stadt Schortens gehört, einen Gemischtwarenhandel mit Gastronomie. Heute ist in dem Gebäude der Gemischtwarenladen von Manfred Ohmstede.

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Die Werkstatt von der Stellmacherei Hermann Graalmann, Th. Pekol mit seinen Kindern. Theodor Pekol entwickelte und baute mit seinen Nachbarn, den Schmiedemeister Karl Graalmann und den Stellmachermeister Hermann Graalmann die ersten Busse. Rechts: Der Rohbau eines Fahrzeuges vor der Stellmacherei.

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Links: „Trolleybus“ O-Bus auf der Linie von Jever nach Wilhelmshaven, aufgenommen in der Mühlenstraße in Jever.

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ZOB Wilhelmshaven

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Ausstellungsraum, Dienstkleidung der Pekol-Mitarbeiter

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Links: Liniennetz Pekols im nördlichen Landkreis Friesland 1963. Rechts: Dienstkleidung der Pekol-Mitarbeiter

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Pekol Betriebshof Jever 1957

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Erhaltener Stadtbus (links) und erhaltener Reisebus (rechts) von Pekol im Besitz des Vereins für Verkehrsgeschichte in Oldenburg; vielen Dank für die beiden Fotos an Walter Fleischauer

Eine sehr schöne Seite über Pekol und die Buswelt in Ostfriesland und Oldenburg: Busse-in-Ostfriesland