Sagen und Mythen im Jeverland und im Herzogtum

Sagen und Mythen im Jeverland und im Herzogtum

Chronikkreis in Sillenstede hörte interessanten Vortrag von Diakon Fredo Eilts

Mit der Bedeutung von Sagen zwischen Gegenwart und Zukunft beschäftigte sich der Chronikkreis Sillenstede. Dazu begrüßte Leiterin Doris Wolken im Kreis der Interessenten besonders Diakon Fredo Eilts im früheren Schulhaus des Ortes, der sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt und auf die Unterscheidung zwischen den Sagen und Mythen, Legenden und Fabeln sowie Mären und Märchen einging, wobei die Grenzen teilweise fließend sind. Bei den folgenden Betrachtungen der Sagen stand das Leben und Wirken von Ludwig Strackerjan im Mittelpunkt.

Die Sage, abgeleitet vom Wort „saga“, dem Gesagten, ist eine zunächst auf mündliche Überlieferung basierende Erzählung fantastischer Ereignisse, die aber aus Bericht über Wahrheiten gemeint sind oder teilweise einen historischen Hintergrund haben. Damit steht der Anspruch auf Realität der Sage über dem des Märchens und anderer Erzählungen. Die Verfasser sind fast alle unbekannt.

Die Sagen wurden im Laufe der Weitergabe ausgeschmückt und ständig umgestaltet, so dass mögliche historische Hintergründe oft schwer zu erkennen sind. Der Stoff und die Motive einer Sage sind teilweise auch von anderen Ländern oder Kulturen übernommen, werden dann aber in den meisten Fällen mit landschaftlichen oder örtlichen Besonderheiten oder aber Ereignissen vermischt. Es greifen dabei subjektive Wahrnehmungen und objektives Geschehen ineinander. So gehören auch die Vermenschlichung von Pflanzen und Tieren, aber auch übernatürliche Wesen wie Elfen, Zwerge und Riesen zur Welt der Sagen. Es werden tatsächliche Ereignisse zum Anlass einer Sage, die fantastisch ausgeschmückt wird und mit Örtlichkeiten oder Zeitepochen verbunden. Hier steht die Sage im Gegensatz zum zeitlosen Märchen. Die Entwicklung der Sage ist nicht abgeschlossen, sondern findet als moderne Sage eine Fortsetzung. Außerdem gibt es die noch junge Form der Kunstsage. Alle Sagen dienen dazu, dem Menschen etwas bildhaft zu übermitteln und haben daher auch in Zukunft ihre Berechtigung.

Peter Friedrich Ludwig Strackerjan (1825 – 1881)

Ein sehr aktiver und erfolgreicher Sammler von Sagen der Region, vorwiegend aus dem Herzogtum Oldenburg, war Peter Friedrich Ludwig Strackerjan (1825 – 1881).

Der 1825 in Jever geborene Ludwig Strackerjan war das zwölfte von insgesamt fünfzehn Kindern des Oberamtmanns Christian Friedrich Strackerjan, der viele Jahre in Jever gewirkt hat. Sein Sohn Ludwig sammelte einige Tausend Sagen. Aufgrund von Einsendungen und seiner eigenen Sammlung stellte er 1857 eine zweibändige Ausgabe „Aberglauben und Sagen aus dem Herzogthum Oldenburg“ zusammen. Dieses Werk sollte nach seinen eigenen Worten kein Lesebuch sein, „aber eine zu wissenschaftlicher Benutzung geeigneten Schrift und auch geeignet, darin zu lesen“. Es war dieses sein bedeutendstes Werk.

In zahlreichen weiteren Bereichen der Heimatkunde und Heimatgeschichte war Ludwig Strackerjan aktiv und hat viele Schriften und Aufzeichnungen hinterlassen. Ein besonderen Verdient von ihm ist die erstmalige Erarbeitung eines Grundschemas zur Einteilung der Sagen in Gruppen nach Inhalt und Aussage, stellte der Referent besonders heraus.

Ludwig Strackerjan verstarb am 4. März 1881 in Oldenburg. Er war nicht verheiratet gewesen und hat keine Nachkommen. Das Erbe einschließlich seine umfangreichen Aufzeichnungen fiel an seine Geschwister. Seinem Bruder Karl Strackerjan, seinerzeit Direktor der Realschule Oldenburg, ist es zu verdanken, dass nach dem Tode von Bruder Ludwig noch viele Arbeiten veröffentlicht wurden und dadurch der Allgemeinheit zugänglich sind.

Bericht von Martin Noormann